Ein Licht am Horizont - die finstere Machoriatenwelt wird heller
#metoo und die Folgen für die Welt des Machoriats 1)
[1] Machoriaten sind Menschen ohne Menstruationshintergrund, die noch immer der Meinung sind, andere Menschen mit Menstruationshintergrund seien nichts Besonderes und sollten daher so behandelt werden, wie immer. Am besten nichts reden und brav sein.
Also da war gestern der Karl wieder einmal zu Besuch in der Bibliothek. Nicht der Herr Karl, den wir alle kennen. Nein der Karl. Er selber legt Wert darauf, dass man ihn mit Karlmann anspricht. Als Unterscheidung zu seiner Frau, die dann mit Karlfrau zu titulieren ist. Wegen Gender und so. Ihr wisst Bescheid.
 Maßlos ärgerte er sich über die #metoo – Kampagne, die da läuft. Und generell darüber, dass es ein Wahnsinn ist was die „Weiber“ (seine Worte) da aufführen. Die sollten froh sein, wenn sie mal richtig rangenommen werden, meint er.
Gut ich meine von einem Mann, wie dem Karl mal „richtig rangenommen“ zu werden, kann ich mir selbst als Mann nur mäßig unterhaltsam vorstellen. Schließlich ist er ja nicht gerade ein Ausbund von Höflichkeit, riecht manchmal ein wenig stark nach Tabak und Alkohol. Sonst aber ein verlässlicher Freund. Aber ein bisserl ein Macho, wenn sie wissen, was ich meine.
Frauen scheinen für ihn so etwas wie Freiwild zu sein und er sagt immer:
„Waldi, du musst das auch noch lernen. Jede – und ich sage wirklich jede – hat ihren Preis. Aber nicht in Kohle verstehst. Manchen schenkst Du nur ein Lächeln und sie fallt um, andere musst du mit gescheiten Worten beeindrucken und schon gehört sie dir. Und wieder andere stehen auf stupides Macho-Getue. Das kann ich am besten beurteilen. Jede, mein lieber Waldi ist zu haben. Merk Dir das!“
Er nennt mich immer Waldi. Das mag ich gar nicht. Ich heiße Waldemar. Aber das habe ich ihm schon so oft gesagt.
Ich habe diese Kampagne auch verfolgt. Und ich muss sagen, ich bin froh darüber. Endlich ist auch für die Frauen (eigentlich Menschen mit Menstruations-Hintergrund) das finstere Mittelalter, die finstere Welt des Machoriats vorbei.
Ich selbst bin in der glücklichen Lage nicht verheiratet zu sein, ich wohne noch bei meiner Mama, die täglich für mich kocht und meine Wäsche wäscht. Das ist für mich genug Zweisamkeit. Am wohlsten fühle ich mit meinen Büchern und ich tauche in diese Phantasiewelten oft stundenlang ein.
Wie das mit den Bedürfnissen nach dem anderen Geschlecht ist fragen Sie? Na, wie soll es schon sein. Wie ist es bei Ihnen? Haben Sie sich das schon einmal gefragt. Haben Sie?
Sehen Sie. Aber mich wollen Sie fragen. Fragen Sie sich selbst, dann kennen Sie auch meine Bedürfnisse, oder habe ich recht?
Aber auf das Gespräch mit Karlmann zurückkommend. Ich würde und werde ihm dringend empfehlen seine Haltung zu überdenken. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, dass Karl eines Tages zur Tür hereinkommt, zerknirscht an meinen Tisch tritt, seine Kappe in die Hand nimmt, sie ein wenig knetet und leise sagt:
„Lieber Waldemar,
 danke! Ich habe nachgedacht und ich bekenne mich schuldig. Und daher werde ich jetzt die Kampagne #iahhh als Ergänzung zu #metoo starten. Ganz in Abstimmung mit meiner Frau natürlich, die ich aber erst fragen muss.
Vorweg sei gesagt, dass ich alle männlichen – also Menschen ohne Menstruations-Hintergrund auf tiefste verabscheue, die ihre Stellung oder andere Situationen, die ihnen scheinbar Macht über Frauen und auch Kinder gibt missbrauchen, um Gewalt auszuüben, sexuelle Zuwendungen zu erpressen. Die, kurz gesagt, dass was zwischen zwei Menschen mithin zum Schönsten gehört, das sie erleben dürfen, in den Schmutz ziehen oder es sich mit Gewalt holen.
Als ich dann aber gestern im Fernsehen mitbekommen habe, dass in Schweden künftig eine verbindliche Vereinbarung getroffen werden soll, dass es in Einvernehmen von beiden geschieht, da ist mir erst wirklich aufgefallen, wie mein Denken und meine Einstellung als Machoriat meiner Frau zugesetzt haben muss. Wie sie sich jahrelang gefühlt haben muss. Wie sie meine Zärtlichkeiten einfach hinzunehmen hatte – ohne vorherige Vereinbarung, dass ich das darf!
Vielleicht hat sie ja gar nicht gewusst, was ich da mache. Vielleicht war sie emotional virginiert, konnte es noch gar nicht erfassen. Ich habe es ihr nie erklärt. Daher #iahhh.
Ich habe Handlungen vorgenommen an ihr, da kann ich heute nur den Kopf schütteln. Man stelle sich vor, ich habe ihr auf den Hintern geklopft! Zärtlich zwar aber immerhin. Gut er war bedeckt, das zumindest spricht für mich. Obwohl …., aber das lassen wir lieber.
Ich bekenne mich dazu und wir ändern das sofort. Jene spontanen Übergriffe, wie sie ganz einfach Zustandekommen, wenn zwei die Lust ankommt, gehören der Vergangenheit an (gut in unserem Alter ohnehin eher selten). Wenn doch, ist darauf zu achten, dass die Vereinbarung – mittlerweile habe ich einen kleinen Block mit vorgedruckten Abreißzetteln immer bei mir – unterschrieben wird.
Wesentlicher Inhalt so einer Vereinbarung ist:
Beide haben es gewollt – also zumindest ich.
Beide sind sich der möglichen Folgen bewusst – also zumindest ich. Eine taxative Aufzählung von Folgen kann nicht schaden, damit dann niemand sagen kann, dass hätte er nicht gewusst. Folgendes Regelwerk sollte dabei zum Tragen kommen:
Mögliche kurzfristige gedankliche Abwesenheit während des Aktes ist zu unterlassen, daher keine anderen Tätigkeiten, die Aufmerksamkeit erfordern, wie Autofahren, Kochen, Stricken, Bügeln und mehr. Das gilt natürlich für sie beide.
Keinerlei verbale Ablenkungen wie: „die Decke gehört auch wieder mal gestrichen“ oder „hast du den Mistkübel schon hinausgetragen“.
Die strikte Einhaltung der Zeitvorgaben, bspw. ein Quickie im Freien: max. 13 Sekunden reine Verrichtungszeit (ohne An- und Ausziehen) so ähnlich.
Die sogenannte Nachbereitung: also was wird danach gemacht. Falls noch Zärtlichkeiten wie in den Arm nehmen, streicheln oder ähnliche zeitraubende Tätigkeiten gewünscht sind, ist das schriftlich festzuhalten.
Generell wird davon auszugehen sein, dass nach der Verrichtung der ordentliche Tagesablauf wiederaufgenommen wird: Bügeln, Kochen, Wäsche waschen und so weiter.
Weitere Folgen wie die Schaffung von neuen Menschen mit oder ohne Menstruationshintergrund bedürfen einer vorherigen notariellen Beglaubigung.
Eventuelle Rückstände von verschiedenen Körperflüssigkeiten sind in eigener Initiative selbst zu entfernen. Die Verrichtung selbst ist nicht primär auf den Austausch diverser Flüssigkeiten definiert. Wenn es aber zustande kommt, dann ist auf die Gleichbehandlungsgrundsatz und die Geschlechterneutralität zu beachten (Menge, Konsistenz, Ort der Verbringung, …).
Unterhaltung und Fragen wie „War es gut?“ oder „Wie war ich?“ sind tunlichst zu unterlassen. Solche Fragen sind seelischer Grausamkeit gleichzusetzen, da möglicherweise ein Zwang interpretiert wird, dem Partner einen Gefallen tun zu müssen oder mit der zustimmenden Antwort ein weiteres Mal die gemeinsame Tätigkeit am und im Körper des anderen aufgenommen wird.
Ganz wichtig: die Vereinbarung eines „Stoppwortes“ das ausgesprochen oder auch aufgeschrieben sofort zur Einstellung der Aktivitäten führen muss. Es empfiehlt sich dieses Stoppwort mehrmals zu üben, damit man es auch unter Extremsituationen sprechen und vor allem verstehen kann. Nichts ist in so einer Situation lästiger wie die Frage „Was hast du gesagt?“. Ein Stoppwort muss sofort verstanden werden. Ob genuschelt, geseufzt, mit einem Kopfpolster auf dem Gesicht oder irgendwelchen Gegenständen in jener Körperöffnung, die ursprünglich nur für die Aufnahme von Speisen gedacht ist.
Diese Vereinbarung kann natürlich auch elektronisch geschlossen werden. Mittels App. Das geht mit dem Handy sicher gut, denn da kann man auch mit Sprachsteuerung arbeiten. „Alexa – sag ihr, sie soll sich bereitmachen…“ oder „Alexa, druck die Vereinbarung für den Austausch von KF aus!“ Und am Schluss: „Alexa, sag ich liebe sie und sie kann weiterbügeln!“
Schöne neue Welt. So kann modernste Technik unser gemeinsames Leben bereichern und glücklicher machen. Danke!
In weiterer Folge sollten so Vereinbarungen ausgedehnt werden. Hier nur ein Beispiel möglicher Anwendungen:
Die tägliche Küche hat mit der öffentlichen, gewerblichen Allergenverordnung Schritt zu halten. Von allen Speisen müssen vor dem Verzehr die Inhaltsstoffe und Allergene abgesprochen und schriftlich festgehalten werden. Dies trifft auch auf Schwammerl – damit sind die Gewächse gemeint, und nicht jene Abkömmlinge der Spezies Mensch, auf die diese Zuschreibung ebenfalls passt – in besonderem Maße zu.
Alle während eines Tages zu sich genommen Nahrungs- und Genussmittel sind zu etikettieren, die Menge zu erfassen und eine Zustandsbeschreibung kurz vor der Aufnahme zu hinterlegen. Man kann dafür einen Strichcode einführen und mit den Handy einscannen. Dann kann das leicht in eine zentrale Datenbank gespeichert werden.
Die natürliche Abgabe von Nahrungs- und Genussmitteln ist ebenso zu dokumentieren. Es empfiehlt sich vom Stuhl – der diesmal nicht der Heilige ist – ein Foto zu machen. Damit sind spätere Analysen möglich. Kleine Entnahmen und die sichere Aufbewahrung – beispielsweise im Kühlschrank – sind durchaus zulässig. Datum und Uhrzeit sind in dem Fall genauestens zu vermerken.


Auch für die Unterhaltung und Hobbies trifft das zu.
Wenn zum Beispiel der menstruationsbefreite Teil gerne Karten spielt, dann wird klar zu regeln sein wann, wo und mit wem er beispielsweise „Hosen runter“ darf. Spielen darf. Im Zweifelsfall ist eine stehende Verbindung mittels Skype zu gewährleisten, um die Einhaltung der Regeln zu gewährleisten. Ein entsprechender Ständer für das Gerät wäre dann ein notwendiges Attribut.
Oder wenn die bemenustrationste Genossin ins Fitness-Studio geht, sollte vorher eine Bestandsaufnahme mittels Körperscan vorgenommen werden, damit man nach dem WO die beschädigungsfreie Rückgabe überprüfen kann. Eventuelle Schadensersatzansprüche gegenüber dem PT können dann leichter durchgesetzt werden.
Was sagst Du dazu Waldemar?“
Ganz stolz blickt er mich an. Und ich kann es nicht fassen. Ohne Punkt und Beistrich hat er mir seine Sicht der Dinge geschildert. Vom Saulus zum Paulus sozusagen.
Ich sage nur: „Genial! Kannst Du mir das auch schriftlich zusammenfassen?“
Nach kurzem Nachdenken, meint er:
„Ich versuche es für Dich, Waldi, nur für Dich.“
Und ich kann nur noch kurz „Danke“ murmeln und schon ist Karl aus meinen Gedanken verschwunden. Leider ist das ja nur Einbildung – ein schönes Trugbild gewesen. Der Karl ist nur in meiner Phantasie an meinem Tisch gestanden. Leider.
Und warum sollte nicht ich das nicht einfach aufschreiben? Denn mir fällt zu dem Thema auch eine ganze Menge ein. Ich muss unbedingt recherchieren.
Eines habe ich schon erkannt. Diesen wahnsinnigen inneren Konflikt in dem sich manche MoMHG befinden müssen. Und das Bemühen von Karl, sich aus dieser Rolle des sexistisch orientierten Machoriaten zu befreien. Sozusagen ein neues Bild zu erschaffen.
Frei, unabhängig. Ohne irgendwelche Verpflichtungen.
Emotional gestärkt wird er niemals mehr zulassen, dass Gewalt und Unterdrückung mit Gewalt und Unterdrückung unterdrückt wird, nur um der Gewalt willen, Unterdrückung gewaltig unterdrückt wird, damit die Unterdrückung der Gewalt weichen kann und eine gewaltfreie Unterdrückung Platz in den unterdrückten Gewalten findet.
Finden Sie nicht auch?
Wenn ich nach Hause komme, muss ich Mama fragen, ob sie mir die Tabletten heute früh gegeben hat. Hat Sie? Vielleicht frage ich erst mal den Karl.
[1] Machoriaten sind Menschen ohne Menstruationshintergrund, die noch immer der Meinung sind, andere Menschen mit Menstruationshintergrund seien nichts Besonderes und sollten daher so behandelt werden, wie immer. Am besten nichts reden und brav sein.

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